Rezensionen

 „Hauptsache Musik!“ zum zweiten Mal, am 14. April 2024

 

   Konzertmeisterin Heidrun Sandmann hielt ihr Wort, als sie bei der ersten  gemeinsamen Veranstaltung der Robert-Schumann-Philharmonie und des Chemnitzer Musikvereins e.V. im Oktober vergangenen Jahres eine Fortsetzung noch in dieser Spielzeit versprach. Diesmal hatte sie ins Rangfoyer des Opernhauses die beiden Posaunisten Danilo Koban und Adrian Wehle mitgebracht, die auf besonders heitere Weise über ihre enorme Spiel­freude, aber auch die herausfordernd höchste Leistungsbereitschaft erzählten und  diese Haltung natürlich auf ihren Instrumenten vorführten.

   Zur Eröffnung stellten die beiden noch relativ jungen Musiker eine Sonata a-Moll  des niederländischen Komponisten Willem de Fesch (1687-1761) vor. Dabei ließen  sie erahnen, wie vertraut die beiden Blechbläser miteinander umgehen. Im  folgenden Gespräch stellte sich heraus, dass beide aus dem ostsächsischen Raum  stammen, sich schon lange kennen und mit Bernhard Ziesch sowie Olaf Krumpfer  sogar die gleichen, einflussreichen Lehrer hatten.

 

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 Foto: Christoph Sramek

   Nach einem weiteren Ständchen mit einem feurigen Stück des amerikanischen  Jazzmusikers Michael Davis (*1961) demonstrierten sie, welche technischen  Schwierigkeiten auf ihrem Instrument zu meistern sind, von der flexiblen Atmung,  über die höchst diffizile Lippenspannung bis zum genau zu treffenden Zug. Darüber  hinaus zeigten sie, welche erstaunlich anderen Anforderungen mit einer Barock­posaune und einer Posaune aus Plastik verbunden sind.

   Mitunter fast unlösbar kann das Zusammenspiel im Orchester erscheinen, wenn ein genau kommender neuer Einsatz nach einer langen Pause im Vergleich etwa zu den Streichern erfolgen soll. Diese Schwierigkeit gab es am Schluss nicht, denn mit  dem urmusikantischen „Devil’s Waltz“ wurde ein Werk des Belgiers Steven Verhelst  (*1981) vorgestellt, der selbst zu den bekanntesten zeitgenössischen Posaunisten  gehört. Der begeisterte Applaus rundete dieses schöne Gesprächskonzert und ließ  die Frage aufkommen, wer im Herbst so nahe und hintergründig von den  Chemnitzer Musikern zu erleben sein wird.

 (CS)

Zum Vortrag von Georg Lauer am 8. April 2024 im Musikclub des Chemnitzer Musikvereins

„(M-)ein Leben mit Robert Schumann“

 

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Foto: Susanne Diesner

Unter obigem Titel nahm uns Georg Lauer (Düsseldorf) mit auf eine ganz persönliche Reise zu den Werken Robert Schumanns. Wir durften ihm folgen zu 4 Stationen seines Lebens und erfahren, wie ihn die Werke Schumanns in diesen Abschnitten begleitet haben. Immer wieder eröffnete sich dem Publikum ein neuer Vorhang – sowohl auf der Präsentationsfläche des Beamers als auch gedanklich in Lauers Leben und Schumanns Werken. Von Lauers ersten Übungsstunden auf dem Piano, auf dem Töne zu Schumanns „Album für die Jugend“ erklangen, führte uns die Reise über sein Studierendenzimmer in Aachen, in dem er über den Weltempfänger von Schumanns Etüden verzaubert wurde bis nach Meerbusch und in verschiedene Chöre, bei denen er Schumanns Lieder interpretierte. Parallel lernten wir den Komponisten Robert Schumann selbst in 4 Kapiteln immer wieder neu kennen – als Pianisten, Komponisten, Sinfoniker und Liedermacher.

Zudem blickte Lauer aber auch auf die gemeinsame Vergangenheit von Chemnitzer und  Düsseldorfer Musikverein und hob die enge Verbindung beider hervor, so dass sich vermuten lässt, dass dies nicht der letzte Besuch Lauers in Chemnitz bleiben wird.

Karsta Kühnlein

Einsame Träume vom glitzernden Nirgendwo

 

Spannende Einsichten und Klänge erlebten zahlreiche Besucher des ersten Musikclubs des Chemnitzer Musikvereins in diesem Jahr am 04. März 2024. Die Frage nach der spezifischen Kraft von Peter Eötvös wurde an diesem Abend besonders lebendig und anschaulich von der Referentin Carla Neppl (Leitende Musikdramaturgin am Theater Chemnitz) beantwortet. Sie nahm Bezug auf die anstehende Premiere der Opernballade Sleepless von Peter Eötvös. Er wiederum ließ sich inspirieren von der Trilogie des norwegischen Nobelpreisträgers Jan Fosse, den starken Emotionen, Ängsten und Ohnmachten seiner Protagonisten.

 

2024 03 carla neppl kFoto: Sramek

 

Gleichzeitig brachte Carla Neppl wunderbare Hauptdarsteller/Charaktere des Chemnitzer Opernhauses mit, und alle neugierigen Besucher konnten bereits vor der Premiere einen Einblick in die Handlung, Musik und die Handlungsträger der Ballade gewinnen. Stimmlich überwältigend waren Marie Hänsel als Alida, Tea Trifković als Girl, Paula Meisinger als Mutter und Thomas Kiechle als Asle, meisterhaft am Klavier begleitet von Jeffrey Goldberg.

 

2024 03 musikclub kFoto: Sramek

 

Für diesen glanzvollen Hörgenuß gab es viel Beifall und Bravo-Rufe, und natürlich wurde die Lust geweckt auf mehr - die Premiere am 27.4.2024.

Carla Neppl begeisterte die Zuhörer mit ihrem kurzweiligen, spannenden Vortrag. Ihr gilt ein besonderes Dankeschön! 

   Esther Winkler

„Wir sind Stadt“

Musik und Gespräch zum Tag der Stadtarchitektur am 8. November 2023

 Was das zahlreich erschienene Publikum an diesem Abend im, am neuen Domizil wiedereröffneten Chemnitzer Szeneclub Atomino sehen und hören durfte, gibt es nicht alle Tage. Auf dem Podium spielten sich geistreich Beate Düber (Moderation). Claudia Buder (Akkordeon) und Norbert Engst (Architekturfachmann und Autor) die Bälle zu, mal informativ, mal nachdenklich, oft witzig und immer kurzweilig.

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Und es ging um nichts weniger als die Chemnitzer "Platte", das in den 70er Jahren angefangene Fritz-Heckert-Gebiet, eines der größten innerstädtischen Plattenbaugebiete seiner Art in der DDR, und belegt mit zahlreichen Superlativen. Norbert Engst berichtete aus seinem scheinbar unerschöpflichen Wissensschatz, hinterlegte seine Ausführungen durch eindrucksvolle Fotos verschiedener Plattenperspektiven.

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Die international renommierte Akkordeon-Solistin Claudia Buder reiste extra an und spielte Eigenes zum Thema wie es kaum hätte frischer sein können. Vorher bemerkte sie noch, dass es eine Verbindung gibt zwischen den Plattenbauten und dem Akkordeon, beides entstand gewissermaßen „fürs Volk“, sowohl die Wohneinheiten für tausende Werktätige in Chemnitzer Großbetrieben als auch das Akkordeon als Breiteninstrument für Volks - und Unterhaltungsmusik. Der Künstler Aero lieferte eindrucksvolle Videosequenzen zu ihrer Musik und so verschmolz das Ganze zu einer fantasievoll-kritischen Huldigung an die „Platte“.

Fotos und Text: Andreas Winkler

Hauptsache Musik!

Neue Veranstaltungsreihe der Robert-Schumann-Philharmonie


Am Sonntag, dem 29.10.2023, vormittags trafen sich im Opernhaus Chemnitz Freunde der Musik. Das ist nichts Neues. Aber diesmal wurde erstmals zu einer Gemeinschaftsveranstaltung des Chemnitzer Musikvereins e.V. und der Robert-Schumann-Philharmonie eingeladen. Die Reihe „Philharmoniker im Porträt“ des Musikvereins und das „Konzertfrühstück“ des Orchesters wurden zusammen angeboten. Das war ein großer Gewinn.
Einige Philharmoniker:innen hatten Kuchen gebacken, Kaffee und Tee gekocht und das alles wurde von ihnen kredenzt. Eine tolle Überraschung!

 

 

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Foto: Sramek


Dann gestaltete die 1. Konzertmeisterin Heidrun Sandmann eine sehr interessante Gesprächsrunde mit dem Meo-Quartett: Katarzyna Radomska (1. Violine), Friederike Pansa (2. Violine), Ulla Walenta (Viola) und Thomas Bruder (Violoncello). Höchst musikantisch-perfekt wurden uns drei Streichquartett-Stücke geboten, aus Joseph Haydns „Sonnenaufgangsquartett“ B-Dur, op. 76 das Finale, von Fritz Kreisler „Liebesfreud“ sowie Astor Piazzollas „Tango Ballet“. Dazwischen erzählten die Musiker:innen ihren persönlichen musikalischen Werdegang, der wesentlich von ihren jeweiligen Lehrerpersönlichkeiten mitgeprägt wurde, sowie von den besonderen Herausforderungen dieser „Königsdisziplin“ innerhalb der Kammermusik

Es war eine rundum schöne Veranstaltung, und wir freuen uns schon auf die nächste am 14. April 2024.

Karin Friedemann