09.04.2018,  19 Uhr Veranstaltungssaal im TIETZ

Chemnitz - eine Musikstadt ?!

Eine lange musikalische Entwicklung

Referent: Prof. Dr. Werner Kaden, Chemnitz

Als ein hervorragender Kenner der Musikgeschichte von Chemnitz sowie des Erzgebirges gibt der geschätzte Musikwissenschaftler und Rezensent Prof. Dr. Werner Kaden anlässlich der 875-Jahrfeier der Stadt einen Überblick über die Entfaltung des musikalischen Lebens der sächsischen Industriemetropole anhand von Ton- und Bilddokumenten. Da eine von einem derartig komplexen Geschehen ausgehende Publikation bisher fehlt, kommt diese Darstellung mit ihrem enormen Neuigkeitswert zu einer bisher nicht bekannten Zusammenschau, die zugleich eine große Herausforderung für künftige Forschungen bedeutet.

Der Referent weist darauf schon mit seinem Exposé zum Vortrag hin:

„Über Jahrhunderte hinweg war auch in Chemnitz viel gesungen und musiziert worden, ungeniert und ohne künstlerischen Anspruch. Bald gab es auch ‚Konzerte‘ aller Art, sogar ‚Opern‘ wurden aufgeführt, und Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden erste Musik- und Gesangsvereine. Dabei drängte das Bildungsbürgertum der rasch wachsenden Industriestadt auf ein Musikleben, das dem Ruf einer Musikstadt gerecht werde, vor allem in Verbindung mit Leipzig.

Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Städtische Kapelle zum wesentlichen Faktor dieses Prozesses, und mit dem Neuen Stadttheater entstanden beste Voraussetzungen, um die traditionelle Wagner-Pflege auf hohem Niveau fortführen zu können. Zudem setzten sich an mehreren neuen Kirchen gut ausgebildete Kantoren und Organisten für eine Kirchenmusik ein, die diesen Namen erst verdiente. Nicht zuletzt deshalb übernahmen Kantoren auch die künstlerische Leitung der großen bürgerlichen Gesangsvereine. Besonders der Lehrer- und der Bürgergesangsverein entwickelten sich dadurch zu den besten Chören Sachsens, jedoch stand mit dem Volkschor auch ein Arbeitergesangsverein auf diesem Niveau. Und in diese Entwicklung griffen sowohl gut besetzte Militärmusikkorps und das Philharmonische Orchester aktiv mit ein.

War das Musiktheater weit über die Stadtgrenzen hinaus zu einem hoch angesehenen Institut geworden, so auch die Städtische Kapelle mit ihren Konzerten in Chemnitz, Plauen und Zwickau, aber auch in Dresden und Leipzig. Auch mehrere große Chöre vertraten Chemnitz weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Dadurch konnten in den Jahren 1908 und 1926 das 4. Deutsche Bachfest sowie das 56. Deutsche Tonkünstlerfest ein Bekenntnis der Stadt zur musikalischen Tradition wie auch zur Moderne werden. Das gesamte öffentliche Musikleben richtete sich daran aus, wobei die konservativen Strömungen dominierten – auch mit politischen Argumenten – und schwer hatten es die Kräfte, die sich für die eigentliche Moderne einsetzten.

Und so wirkten über Jahrzehnte hinweg bis zur Gegenwart professionelle Institutionen und nichtprofessionelle Vokal- und Instrumentalensembles zusammen, damit sich in der Stadt ein vielfältiges, reichhaltiges und anspruchsvolles Musikleben entwickeln konnte. Musikkulturelle Veränderungen gingen dabei stets mit gesellschaftlichen Entwicklungen einher oder wurden durch sie bedingt. Dabei präsentierten namhafte Ensembles und einflussreiche Persönlichkeiten eine eigenartige, lebendige und sich auch wandelnde Musikstadt – Erinnerungen an sie leben fort bis heute."

Chemnitzer Musikverein e.V., Musikclub
Veranstaltungssaal im TIETZ, Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz.

Der Eintritt ist frei.